Finanzierung feministischer Zukunft: Warum es um Umverteilung statt Wohltätigkeit geht

Commentary

Während der 69. Sitzung der UN-Frauenrechtskommission forderten feministische Bewegungen aus dem Globalen Süden eine Machtverschiebung in den Institutionen, Umverteilung von Ressourcen und echte Unterstützung feministischer Führung vor Ort.

Illustration: Weiblich gelesene Person pflegt weinende Erde mit Pflaster und Gießkanne, umgeben von Blumen und Sternen auf lila Hintergrund.

Dieser Text wurde maschinell übersetzt. Die englische Originalversion finden Sie hier

Die 69. Sitzung der UN-Frauenrechtskommission (CSW69) war in mehrfacher Hinsicht historisch. Sie erinnerte an den 30. Jahrestag der Pekinger Erklärung und Plattform für Aktion. Gleichzeitig machte sie deutlich, dass antifeministische Kräfte weltweit an Einfluss gewinnen. UN-Generalsekretär António Guterres sprach in diesem Zusammenhang von den „Meistern der Frauenfeindlichkeit“.

Die Kluft zwischen politischen Erklärungen und den realen Erfahrungen feministischer Bewegungen wurde selten so deutlich. Über 15.000 Teilnehmende kamen im März 2025 zur weltweit größten Konferenz zu Frauenrechten nach New York, dazu mehr als 1.200 Side Events. Doch die entscheidenden Diskussionen fanden am Rande statt – nicht im Plenum, sondern in Gerichtssälen, Panels und Koalitionen, wo feministische Zukunft konkret gedacht und eingefordert wurde.

Finanzierung ist eine politische Frage

Ein Beispiel dafür war die Diskussion zum Thema „Gemeinsame Verantwortung für Beijing+30: Finanzierung feministischer Zukunft sichern“. Hier brachte ich Perspektiven aus strategischer Prozessführung und feministischer Rechtsarbeit in Afrika ein. Die zentrale Botschaft: Die Finanzierung feministischer Arbeit ist keine technische Haushaltsfrage. Sie ist eine politische Forderung nach Ressourcen für Widerstand – besonders in kriminalisierten, unterfinanzierten und überwachungsintensiven Kontexten.

Trotz jahrelanger Versprechen bleiben feministische Bewegungen, vor allem im Globalen Süden, dramatisch unterfinanziert. Diese strukturelle Vernachlässigung schwächt nicht nur Projekte, sondern verhindert auch rechtliche Schritte gegen patriarchale und heteronormative Systeme. Frauen und queere Personen bleiben dadurch ökonomisch benachteiligt. Themen wie unbezahlte Sorgearbeit, Landzugang oder diskriminierende Arbeitsgesetze werden oft entpolitisiert behandelt. Guterres brachte es auf den Punkt: „Das Gift des Patriarchats ist zurück.“ Auch der Präsident der UN-Generalversammlung, Philémon Yang, warnte: „Wir stehen an einem Wendepunkt.“

Recht als Instrument feministischer Gerechtigkeit

Strategische Prozessführung ist ein zentrales Mittel, um feministische Rechte durchzusetzen. Sie schafft rechtliche Präzedenzfälle, stärkt Betroffene und verändert institutionelle Strukturen. Die WSER-Strategie (Women Socio-Economic Rights) verfolgt dabei einen panafrikanischen Ansatz, der auf Gleichheit, Intersektionalität und rechtliche Mobilisierung setzt.

Feministische Klagen thematisieren unter anderem ungleichen Landbesitz, mangelhaften Unterhaltsanspruch, reproduktive Ungerechtigkeit oder die geschlechtsspezifischen Folgen der Klimakrise. Auch Ausbeutung in der informellen Wirtschaft, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und der Ausschluss von sozialen Sicherungssystemen sind Gegenstand juristischer Auseinandersetzungen.

Dabei werden verschiedene Rollen eingenommen: als Amicus Curiae (unbeteiligte juristische Stimme mit Expertise), als rechtliche Beratung oder als direkte Vertretung vor Gericht. Zusätzlich werden außerg­erichtliche Maßnahmen wie psychosoziale Unterstützung und politische Kampagnen eingesetzt. Diese Arbeit versteht sich als feministischer Akt mit dem Ziel, strukturelle Ungleichheit zu überwinden.

Systemwandel braucht Zeit – und Vertrauen

Der entscheidende Punkt ist nicht mehr das grundsätzliche Anerkennen feministischer Forderungen. Es geht darum, ob Institutionen bereit sind, Macht zu teilen, Ressourcen umzulenken und lokale Führung zu stärken.

Der entscheidende Punkt ist nicht mehr das grundsätzliche Anerkennen feministischer Forderungen. Es geht darum, ob Institutionen bereit sind, Macht zu teilen, Ressourcen umzulenken und lokale Führung zu stärken.

Langfristige strategische Rechtsarbeit erfordert stabile, vertrauensvolle Beziehungen zu Fördernden. Entscheidend ist, dass diese Partner*innen den langen Atem für strukturellen Wandel mitbringen. In einer Zeit wachsender Risiken – etwa durch Kürzungen staatlicher Mittel wie aktuell unter der neuen US-Regierung – ist solche Unterstützung zentral. Die Abhängigkeit von institutionellen Gebern birgt politische Gefahren. Feministische Initiativen brauchen finanzielle Autonomie und wertebasierte Solidarität.

Auch bei CSW69 wurde dies betont – etwa in Gesprächen mit dem BMFSFJ, BMZ, Medica Mondiale sowie feministischen Fonds wie Colmena und dem Black Feminist Fund. Die Forderung: Mehrjährige, aktivistisch geleitete und gemeinschaftlich verantwortete Finanzierung.
CSW als Spiegel der Fragmentierung

Trotz vieler inspirierender Beiträge offenbarte CSW69 auch eine wachsende Zersplitterung. Debatten zu Sexarbeit, digitaler Desinformation oder geschlechtsspezifischer Gewalt liefen meist isoliert voneinander ab. Es fehlte an verbindenden Strukturen und strategischem Austausch.

Die politische Abschlusserklärung zu Beijing+30 bekräftigte zwar erneut das Bekenntnis zur Geschlechtergerechtigkeit. Doch sie schwieg zu den Kräften, die diese bedrohen – etwa Antigender-Bewegungen, Desinformationskampagnen oder der politisch motivierten Instrumentalisierung von Recht. Auf Druck konservativer Staaten, angeführt von Argentinien, wurden sogar Verweise auf reproduktive Rechte gestrichen. Das zeigt, wie gut organisiert rechte und autoritäre Akteure inzwischen in multilateralen Verhandlungen agieren.

Dieses Schweigen ist nicht neutral – es ist politisch und gefährlich. Feministische Befreiung lässt sich nicht durch diplomatische Formelkompromisse erreichen.

Fazit: Es braucht Umverteilung statt Symbolik

Ob in Protesten, Panels oder Gerichtssälen – der Ruf nach Finanzierung feministischer Zukunft ist kein Symbol. Er ist Ausdruck von Überlebenswillen, Gerechtigkeit und Würde. Besonders für Feminist*innen aus dem Globalen Süden und kleinen Inselstaaten wie Mauritius ist die Teilnahme an CSW ein Privileg – und eine Verantwortung.

Globale Sichtbarkeit muss zu konkreter, langfristiger Unterstützung führen. Feministische Bewegungen warten nicht auf die Zukunft. Sie gestalten sie bereits – es ist an der Zeit, dass die Welt aufholt.